Veröffentlicht am Mai 15, 2024

Das Geheimnis eines eleganten Lagenlooks liegt nicht in der Anzahl der Schichten, sondern in der bewussten Kontrolle von Volumen und Textur.

  • Monochrome Outfits wirken durch verschiedene Oberflächenstrukturen luxuriös und tief.
  • Die Wahl des richtigen Materials (z. B. Merinowolle statt Polyacryl) sorgt für Wärme ohne aufzutragen.

Empfehlung: Denken Sie wie ein Architekt Ihrer Silhouette und nutzen Sie Westen, Gürtel und Materialkontraste, um Form zu schaffen, anstatt sie zu verbergen.

Der erste kühle Herbstmorgen kündigt sich an und mit ihm das altbekannte Dilemma: Wie kleidet man sich warm, ohne dabei an Stil und Form zu verlieren? Die Antwort scheint einfach: der Zwiebel- oder Lagenlook. Doch die Umsetzung birgt Tücken. Schnell trägt man mehrere Schichten übereinander und fühlt sich am Ende unbeweglich und unförmig – der gefürchtete „Michelin-Männchen“-Effekt hat zugeschlagen. Die üblichen Ratschläge wie „kombiniere dünn mit dick“ oder „spiele mit Längen“ kratzen oft nur an der Oberfläche des Problems.

Die wahre Kunst des Layerings ist subtiler. Es geht weniger darum, wahllos Kleidung zu stapeln, sondern vielmehr um eine strategische Komposition. Was wäre, wenn der Schlüssel nicht darin liegt, *was* Sie hinzufügen, sondern *wie* Sie es kuratieren? Der entscheidende Faktor ist die bewusste Volumen-Kontrolle durch intelligente Materialwahl und die Schaffung von Tiefe durch Textur-Intelligenz. Ein gelungenes Layering ist eine Form von Silhouetten-Architektur, bei der jede Schicht eine klare Funktion für die Gesamtform erfüllt.

Dieser Guide bricht mit den oberflächlichen Tipps und führt Sie in die Prinzipien des professionellen Layerings ein. Wir entschlüsseln, warum manche Materialkombinationen funktionieren und andere nicht, wie Sie gezielt Form schaffen, wo Volumen unerwünscht ist, und wie Accessoires zu Ihren wichtigsten Werkzeugen werden. Bereiten Sie sich darauf vor, den Lagenlook neu zu entdecken – als eine Methode, die Ihnen nicht nur Wärme, sondern auch eine souveräne und elegante Ausstrahlung verleiht.

Um Ihnen den Weg zur perfekten Layering-Silhouette zu erleichtern, haben wir die wichtigsten Techniken und Prinzipien in diesem Artikel strukturiert. Das Inhaltsverzeichnis gibt Ihnen einen Überblick über die entscheidenden Fragen, die wir beantworten werden.

Warum wirkt ein Outfit in einer Farbe edel, wenn die Texturen stimmen?

Ein monochromes Outfit, also ein Look komplett in einer Farbfamilie, besitzt eine natürliche Eleganz. Es wirkt ruhig, aufgeräumt und streckt die Silhouette optisch. Doch ohne Abwechslung kann es schnell langweilig oder flach erscheinen. Hier kommt die Textur-Intelligenz ins Spiel: Wenn das Auge keine unterschiedlichen Farben zum Festhalten hat, beginnt es, die Oberflächen zu erkunden. Ein Spiel aus glatt, rau, flauschig, gerippt und glänzend verleiht dem Look eine subtile Tiefe und einen Hauch von Luxus.

Der Kontrast zwischen verschiedenen Materialien in derselben Farbe schafft visuelles Interesse und lässt das Outfit durchdacht und hochwertig wirken. Stellen Sie sich eine Kombination aus einem cremefarbenen Kaschmirpullover, einer Seidenbluse in Elfenbein und einer Wollhose in gebrochenem Weiß vor. Jedes Stück für sich ist schön, aber zusammen erzeugen sie eine Symphonie der Haptik, die pure Raffinesse ausstrahlt. Diese Technik ist eine Meisterklasse in Understatement.

Meisterklasse in monochromem Layering: Jil Sander Herbst/Winter 2024

Die Marke Jil Sander ist bekannt für ihre minimalistischen, oft monochromen Looks. In der Herbst/Winter-Kollektion 2024 wird dieses Prinzip perfektioniert. Die Designer zeigen, wie eine Kombination aus mattem Kaschmir, glänzender Seide und strukturierter Wolle – alles in einer einzigen Farbpalette – eine immense Tiefe und luxuriöse Anmutung erzeugt, ohne auf Farbkontraste angewiesen zu sein. Zarte Federn oder Schleifen werden als zusätzliches texturelles Element eingesetzt, um die Eleganz weiter zu unterstreichen und zu beweisen, dass Luxus im Detail liegt.

Um dieses Prinzip praktisch umzusetzen, beginnen Sie mit einer glatten Basisschicht und fügen Sie nach außen hin immer mehr Struktur hinzu. Ein glattes Top unter einem gerippten Cardigan, gekrönt von einem Mantel aus Bouclé oder Tweed, ist ein klassisches Beispiel. Entscheidend ist, dass mindestens drei verschiedene Oberflächenstrukturen im Outfit erkennbar sind, um die volle Wirkung zu erzielen.

Indem Sie sich auf die Textur konzentrieren, verwandeln Sie ein potenziell eintöniges Outfit in ein komplexes Kunstwerk, das zum Hinschauen und Fühlen einlädt.

Wie kombinieren Sie groben Strick mit feiner Seide?

Die Kombination von extrem gegensätzlichen Materialien wie grobem Strick und zarter Seide ist das Herzstück des fortgeschrittenen Layerings. Es ist ein „Material-Dialog“, der Spannung und Harmonie zugleich erzeugt. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Balance der Proportionen. Eine Faustregel besagt, dass ein Material dominieren sollte (ca. 80 %), während das andere als Akzent dient (ca. 20 %). Ein voluminöser Wollpullover über einem Seidenkleid funktioniert beispielsweise hervorragend, weil der Strick die Silhouette vorgibt, während die Seide am Saum hervorblitzt und für Leichtigkeit sorgt.

Die Wahl der Materialien ist ebenfalls entscheidend für die Volumen-Kontrolle. Eine hochwertige Wolle wie Merino ist hier klar im Vorteil. Eine Studie zeigt, dass Merinowolle bis zu 85 Prozent Luft enthält, die als natürliche Isolationsschicht wirkt. Das bedeutet, sie spendet enorme Wärme bei vergleichsweise geringem Volumen und Gewicht, was sie zum perfekten Partner für zarte Stoffe macht, ohne diese zu „erdrücken“.

Um die Kombination visuell zu meistern, ist es hilfreich, sich das Zusammenspiel der Texturen genau anzusehen. Die raue, matte Struktur des Stricks bildet einen faszinierenden Kontrast zum fließenden, leicht glänzenden Charakter der Seide.

Detailaufnahme der Materialkombination von grobem Strick und feiner Seide

Wie auf dieser Detailaufnahme zu sehen ist, entsteht die Magie genau am Treffpunkt der beiden Stoffe. Die robuste Struktur des Gestricks gibt Halt und Wärme, während die feine Seide für eine fließende Bewegung und einen Hauch von Sinnlichkeit sorgt. Diese Kombination spielt mit Erwartungen und verleiht einem gemütlichen Herbstlook eine unerwartete Eleganz. Achten Sie darauf, dass die Farben harmonieren – entweder innerhalb einer Farbfamilie oder als bewusster, aber stimmiger Kontrast.

Letztendlich geht es darum, die Stärken beider Materialien zu nutzen: die Gemütlichkeit und Struktur des Stricks gepaart mit der Leichtigkeit und dem Luxus der Seide.

Weste oder Cardigan: Was trägt unter dem Sakko weniger auf?

Bei der Frage, welche Schicht unter einem Sakko oder Blazer am besten funktioniert, ohne aufzutragen, lautet die klare Antwort: die Weste. Der Grund dafür liegt in einem Kernprinzip der Silhouetten-Architektur, den strategischen Leerräumen. Während ein Cardigan eine zusätzliche Stoffschicht an den Armen hinzufügt – einer Zone, die bei Bewegung schnell spannt und aufträgt –, lässt die Weste die Arme frei. Das Volumen wird ausschließlich auf den Rumpf konzentriert, wo es weniger stört und die Bewegungsfreiheit optimal erhalten bleibt.

Die Weste sorgt zudem für eine klare, vertikale Linie unter dem geöffneten Sakko, was die Figur optisch streckt. Ein Cardigan hingegen kann durch seine Knopfleiste oder seinen Fall die Linie unterbrechen. Wie der Styling-Guide von BRAUN Hamburg treffend bemerkt, ist die Wahl des Kleidungsstücks jedoch nur die halbe Miete.

Die Materialdichte entscheidet, nicht der Name des Kleidungsstücks.

– BRAUN Hamburg Styling-Guide, Layering-Looks für Herren

Diese Aussage bringt es auf den Punkt: Eine Weste aus grobem Strick kann mehr auftragen als ein ultradünner Cardigan aus einem Merino-Seide-Gemisch. Der Fokus muss also immer auf feinen, glatten und dichten Materialien liegen, die eng am Körper anliegen. Für den Business-Kontext ist eine feingestrickte Weste aus Merinowolle unter dem Sakko unschlagbar.

Der folgende Vergleich verdeutlicht die jeweiligen Stärken und Schwächen, wie sie auch eine aktuelle Analyse für Herrenmode aufzeigt, deren Prinzipien aber universell gelten.

Weste vs. Cardigan unter dem Sakko
Kriterium Weste Cardigan
Volumen an den Armen Kein zusätzliches Volumen Fügt Volumen hinzu
Vertikale Linie Durchgehend, streckend Unterbrochen durch Knopfleiste
Bewegungsfreiheit Optimal erhalten Kann einschränken
Business-Tauglichkeit Sehr hoch (formell) Mittel (casual-formell)
Material-Empfehlung Feiner Merinostrick Leichte Baumwolle/Seide-Mix

Zusammenfassend lässt sich sagen: Für maximale Eleganz und minimales Volumen unter einem Sakko ist die Weste aus einem feinen Material die strategisch überlegene Wahl.

Die Gefahr der Bewegungslosigkeit: Wann sind 4 Schichten zu viel?

Layering soll uns Flexibilität schenken – die Möglichkeit, sich an wechselnde Temperaturen anzupassen. Doch Ironischerweise führt ein Übermaß an Schichten oft zum genauen Gegenteil: zu Steifheit und eingeschränkter Bewegungsfreiheit. Vier Schichten sind nicht per se zu viel, aber sie markieren einen kritischen Punkt, an dem die Materialauswahl und Passform über Erfolg oder Misserfolg entscheiden. Die Gefahr liegt darin, mehrere voluminöse oder schlecht sitzende Teile zu kombinieren, die sich gegenseitig blockieren.

Der „Michelin-Männchen“-Effekt entsteht meist an den Gelenken: an den Schultern, Ellbogen und an der Taille. Wenn Sie Ihre Arme nicht mehr bequem heben können oder das Sitzen zur Qual wird, haben Sie das Ziel verfehlt. Der perfekte Lagenlook fühlt sich an wie eine zweite Haut, nicht wie eine Rüstung. Der Schlüssel liegt darin, von innen nach außen zu arbeiten: Die innerste Schicht sollte wie eine zweite Haut sitzen (z. B. ein Seidentop), die nächste Schicht eng anliegen (ein feiner Merinopullover), gefolgt von einer strukturierten, aber nicht einengenden Schicht (ein gut geschnittener Blazer) und schließlich einem Mantel mit ausreichend Weite im Schnitt.

Ein entscheidendes Kriterium ist die Praktikabilität des Entschichtens. Sie sollten in einem warmen Raum eine Schicht nach der anderen ablegen können und bei jedem Schritt gut gekleidet aussehen. Wenn das Outfit nur in seiner Gesamtheit funktioniert, ist es für den Alltag ungeeignet. Um zu überprüfen, ob Ihr Lagenlook funktioniert, gibt es einen einfachen Test.

Ihr Aktionsplan: Der 5-Punkte-Beweglichkeits-Check

  1. Heben Sie die Arme über den Kopf: Geht das mühelos oder spannt der Stoff an Schultern und Achseln?
  2. Beugen Sie die Ellbogen vollständig: Fühlt sich der Ärmel an, als würde er gleich platzen?
  3. Drehen Sie den Oberkörper nach links und rechts: Bleiben alle Schichten an Ort und Stelle oder verrutscht alles und wirft Falten?
  4. Setzen Sie sich hin und stehen Sie wieder auf: Schnürt etwas in der Taille oder am Bauch ein?
  5. Der Entschichtungs-Check: Ziehen Sie die äußerste Schicht aus. Sieht das verbleibende Outfit immer noch stimmig und gewollt aus?

Wenn Ihr Outfit diesen Test besteht, haben Sie die Balance zwischen Wärme, Stil und Bewegungsfreiheit perfekt gemeistert. Wenn nicht, tauschen Sie eine der mittleren Schichten gegen ein dünneres oder elastischeres Material aus.

Wie binden Sie einen riesigen Deckenschal, ohne dass er rutscht?

Ein riesiger Deckenschal ist das ultimative Statement-Accessoire im Herbst und Winter, aber auch eine logistische Herausforderung. Er wärmt wunderbar, neigt aber dazu, zu verrutschen, die Proportionen zu verschieben und unkontrollierbares Volumen zu erzeugen. Das Geheimnis, ihn zu bändigen, liegt nicht in komplizierten Knoten, sondern in intelligenten Fixierungstechniken und der Nutzung von Reibung.

Die wohl genialste und unauffälligste Methode kommt direkt von den Profis. Bei den Fashion Weeks wird die „versteckte Brosche“-Technik eingesetzt, um opulente Schals zu sichern. Diese Methode ist besonders effektiv bei Oversized-Schnitten und schweren Materialien, da sie das Gewicht des Schals clever verteilt.

Die versteckte Brosche-Technik der Fashion Week

Wie von Modeexperten während der Fashion Week 2024 beobachtet wurde, setzen Stylisten vermehrt auf eine unsichtbare Fixierung. Eine kleine, stabile Sicherheitsnadel oder eine dekorative Brosche wird von innen am Revers des Mantels befestigt. Der Schal wird darüber drapiert und dann von unten durch die Nadel gefädelt und gesichert. So bleibt er den ganzen Tag an Ort und Stelle, ohne zu rutschen, und das zusätzliche Gewicht wird vom Mantel getragen, nicht vom Hals.

Neben diesem Profi-Trick gibt es weitere effektive Methoden, um einen Deckenschal zu kontrollieren:

  • Die Gürtel-Methode: Legen Sie den Schal locker über die Schultern und fixieren Sie ihn, indem Sie einen breiten Gürtel sowohl über dem Schal als auch über Ihrem Mantel oder Cardigan in der Taille schließen. Dies definiert die Silhouette und hält alles an seinem Platz.
  • Asymmetrische Drapierung: Anstatt den Schal symmetrisch zu tragen, legen Sie ein Ende lang über die vordere Schulter und werfen Sie das andere, kürzere Ende über die gegenüberliegende Schulter nach hinten. Das ungleiche Gewicht sorgt für eine natürliche Stabilisierung.
  • Material-Matching: Nutzen Sie die Physik! Ein Schal aus Wolle haftet auf einem Wollmantel deutlich besser als auf einer glatten Oberfläche wie Leder oder einem Funktionsstoff.

Verzichten Sie auf voluminöse Knoten wie den klassischen „Brezelknoten“, die nur zusätzliches Volumen am Hals erzeugen. Ein flacher „European Loop“ (den Schal doppelt legen und die Enden durch die Schlaufe ziehen) ist eine weitaus schlankere Alternative, wenn eine Fixierung nicht möglich ist.

Warum lohnt sich der Aufpreis für Merinowolle gegenüber Polyacryl?

Auf den ersten Blick sehen sich ein Pullover aus Merinowolle und einer aus Polyacryl oft zum Verwechseln ähnlich, doch beim Preis klafft eine Lücke. Diese Lücke ist keine Frage des Marketings, sondern eine direkte Folge fundamentaler Unterschiede in Performance, Langlebigkeit und Tragekomfort. Die Entscheidung für Merinowolle ist eine Investition in Materialintelligenz, die sich auf lange Sicht auszahlt, besonders im Layering.

Der entscheidende Vorteil von Merinowolle liegt in ihrer Fähigkeit zur Thermoregulation. Anders als Polyacryl, das nur isoliert und schnell zu Hitzestau und Schweiß führt, ist Merinowolle hochatmungsaktiv. Sie wärmt bei Kälte und kühlt bei Wärme. Darüber hinaus ist sie ein Feuchtigkeitsmanager: Eine Studie der Wollakademie bestätigt, dass Merinowolle bis zu 35 Prozent des Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen und nach außen abführen kann, ohne sich nass anzufühlen. Das verhindert das unangenehme, klamme Gefühl, das man oft bei Kunstfasern erlebt, wenn man vom Kalten ins Warme kommt.

Ein weiterer, oft unterschätzter Faktor ist die Geruchsbildung. Die Fasern von Polyacryl bieten eine ideale Oberfläche für geruchsbildende Bakterien. Merinowolle hingegen besitzt natürliche antibakterielle Eigenschaften, wodurch Kleidungsstücke auch nach mehrmaligem Tragen frisch bleiben und seltener gewaschen werden müssen. Dies schont nicht nur das Material, sondern auch die Umwelt.

Der direkte Vergleich der Eigenschaften macht die Überlegenheit von Merinowolle deutlich, besonders wenn man die Kosten pro Tragen über die Lebensdauer des Kleidungsstücks betrachtet.

Merinowolle vs. Polyacryl: Eigenschaften im direkten Vergleich
Eigenschaft Merinowolle Polyacryl
Thermoregulation Wärmt im Winter, kühlt im Sommer Nur wärmend, kein Temperaturausgleich
Geruchsbildung Antibakteriell, riecht nicht Bakterien haften, schnelle Geruchsbildung
Atmungsaktivität Sehr hoch (85% Luftanteil) Gering, führt zu Hitzestau
Nachhaltigkeit Biologisch abbaubar, nachwachsend Nicht abbaubar, erdölbasiert
Haltbarkeit Bei guter Pflege jahrelang Pilling, Formverlust nach 1-2 Jahren
Preis pro Tragen (5 Jahre) ca. 0,50€ ca. 0,80€ (durch häufigeren Ersatz)

Während Polyacryl eine kurzfristige, günstige Lösung darstellt, bietet Merinowolle eine langfristige, nachhaltige und weitaus komfortablere Alternative. Für ein funktionales Layering, bei dem jede Schicht performen muss, ist sie die klar überlegene Wahl.

Wie nutzen Sie den Zwiebel-Look, um nicht zerbrechlich zu wirken?

Der Zwiebel-Look wird oft mit weichen, kuscheligen und eher formlosen Outfits assoziiert. Doch Layering kann auch das genaue Gegenteil bewirken: Es kann eine starke, selbstbewusste und präsente Silhouette schaffen. Diese Technik des „Power-Layering“ nutzt gezielt Struktur und Linienführung, um Stärke auszustrahlen, anstatt sie unter weichen Stoffen zu verbergen. Es geht darum, Volumen nicht als Feind, sondern als Werkzeug zur Formgebung zu begreifen.

Dieser Ansatz passt perfekt zum aktuellen Zeitgeist, der eine Rückkehr zu starken Silhouetten feiert. Wie das Grazia Magazin feststellt, ist dies ein zentraler Trend für die kommenden Saisons.

Power-Dressing feiert sein Comeback mit voluminösen Schultern und kraftvollen Linien.

– Grazia Magazin, Mode-Trends Herbst/Winter 2025/2026

Anstatt auf weiche Jersey-Stoffe und fließende Cardigans zu setzen, greifen Sie zu Materialien mit Stand und Kleidungsstücken mit klarer Struktur. Ein Blazer mit dezenten Schulterpolstern als äußerste Schicht, ein Mantel aus festem Wollstoff oder eine Weste aus steifem Cord können Wunder wirken. Diese Stücke schaffen eine definierte Schulterlinie, die als visueller Anker für das gesamte Outfit dient und sofort für eine souveränere Haltung sorgt.

Die Kombination aus einer weiten, strukturierten Außenschicht und einer schmalen Basis (z. B. ein weiter Mantel über einem schmalen Rollkragenpullover und einer eng anliegenden Hose) ist eine klassische Power-Layering-Technik. Sie spielt mit Proportionen und schafft eine dynamische, kraftvolle Form. Folgende Techniken helfen Ihnen dabei, Präsenz zu zeigen:

  • Strukturierte Schulterpartie: Ein Blazer oder Mantel mit einer klaren, leicht betonten Schulterlinie ist die wichtigste Investition.
  • Materialien mit Stand: Bevorzugen Sie feste Wollstoffe, Tweed, Cord oder sogar Leder gegenüber weichen, nachgiebigen Materialien.
  • Vertikale Linien betonen: Ein langer, offener Mantel oder eine lange Weste erzeugen eine senkrechte Linie, die streckt und Präsenz verleiht.
  • Statement-Accessoires: Ein breiter Gürtel über dem Blazer oder eine markante Tasche mit klaren Kanten verstärken den kraftvollen Eindruck.

Power-Layering ist die Kunst, Wärme und Komfort mit einer unmissverständlichen Botschaft von Stärke und Selbstbewusstsein zu verbinden. Es ist die Antithese zum „zerbrechlichen“ Look.

Das Wichtigste in Kürze

  • Textur statt Farbe: Ein Mix aus verschiedenen Oberflächen (Strick, Seide, Leder) in einer Farbfamilie erzeugt mehr Tiefe als bunte Kontraste.
  • Intelligente Materialien: Hochwertige Naturfasern wie Merinowolle bieten maximale Wärme bei minimalem Volumen und verhindern den „Michelin-Männchen“-Effekt.
  • Architektur der Silhouette: Nutzen Sie strukturgebende Elemente wie Westen und Gürtel gezielt, um eine definierte Form zu schaffen und Volumen zu kontrollieren.

Statement-Gürtel: Wie verleihen Sie einem schlichten Kleid Kontur?

Ein Statement-Gürtel ist das wohl mächtigste Werkzeug im Arsenal der Silhouetten-Architektur. Er ist die schnellste und effektivste Methode, um einem formlosen oder mehrschichtigen Outfit eine klare Kontur und einen Fokuspunkt zu geben. Besonders bei schlichten Strickkleidern, langen Blusen oder über einem offenen Cardigan entfaltet er seine volle Wirkung. Er bändigt Volumen genau dort, wo es gebraucht wird, und schafft eine definierte Taille, die als Ankerpunkt für die gesamte Silhouette dient.

Die Platzierung des Gürtels ist entscheidend. Anstatt ihn direkt auf der untersten Schicht zu tragen, wird er strategisch über der vorletzten Schicht positioniert. Diese Technik schafft eine harmonische Form, ohne einzuengen. Die deutsche Marke Liebeskind Berlin demonstriert diesen Ansatz meisterhaft in ihren Kollektionen.

Liebeskind Berlin: Der Gürtel als Layering-Werkzeug

In der Herbstkollektion 2024 zeigt die Marke, wie breite Ledergürtel mit markanten Schnallen nicht unter, sondern über einem langen Cardigan getragen werden, der wiederum über einem Kleid liegt. Wie Mode-Experten von Ajouré beobachten, betont diese Technik die Taille und verleiht dem gesamten Look eine sofortige Struktur. Der Gürtel bändigt das Volumen des Cardigans und verhindert, dass die Figur unter den Stoffmassen verschwindet.

Die Wahl des richtigen Gürtels hängt vom gewünschten Effekt ab. Ein breiter Ledergürtel erzeugt eine starke, fast architektonische Taille, während ein schmalerer Flechtgürtel eine weichere, bohème-inspirierte Linie zeichnet. Wichtig ist, dass der Gürtel nicht nur ein Accessoire, sondern ein integraler Bestandteil des Looks ist.

Statement-Gürtel über Cardigan zur Betonung der Taille im Lagenlook

Dieses Bild illustriert perfekt, wie der Gürtel als zentrales Gestaltungselement fungiert. Er sammelt den Stoff des Cardigans elegant, schafft eine Sanduhr-Silhouette und hebt das gesamte Outfit auf ein neues Level an modischer Raffinesse. Der Gürtel ist hier kein nachträglicher Gedanke, sondern der Dreh- und Angelpunkt des Stylings.

Um das volle Potenzial dieses Accessoires auszuschöpfen, ist es hilfreich, die Prinzipien der Taillendefinition zu verinnerlichen.

Beginnen Sie noch heute damit, Ihren Gürtel nicht mehr nur als funktionales Halte-Element, sondern als Ihr primäres Werkzeug zur Formgebung zu betrachten. Experimentieren Sie damit, ihn über Blazern, Cardigans und sogar leichten Mänteln zu tragen, um Ihre Layering-Looks bewusst zu formen.

Geschrieben von Lukas Weber, Goldschmiedemeister und Gemmologe mit über 25 Jahren Erfahrung in der Verarbeitung von Edelmetallen und Edelsteinen in Idar-Oberstein. Spezialisiert auf die Bewertung von Diamanten, Materialkunde und die Restauration von antikem Schmuck.